Freitag, 27. Februar 2009

Wie es uns gelingt, die Welt zu verändern

Deutschland ist ein Volk von Jammerern geworden. Egal was schief geht, es scheint vor allem wichtig zu sein, irgendjemanden zu finden, der Schuld daran ist: die Regierung, die Eltern, die Kinder, der Partner, der Chef, das Wetter, das Verkehrsaufkommen, die Amerikaner, die Medien, der Islam, die Bankenkrise, usw.

Ich möchte jetzt nicht falsch verstanden werden: Es geht nicht darum, seine Augen vor den Missständen dieser Welt zu verschließen. Es ist völlig o.K., diese Dinge zu erkennen und beim Namen zu nennen. Das Problem liegt eher darin, dass diese Schuldzuweisungen in Verbindung mit dem Gefühl der Ohnmacht dazu führen, die Opferrolle einzunehmen. Wer sich klein und ohnmächtig macht, erlebt die Widerspiegelung dieses inneren Zustandes auch in seiner äußeren Realität.
Die Frage ist: “Wollen wir überhaupt etwas verändern?” Manchmal ist es bequemer, anderen Menschen oder Institutionen die Schuld in die Schuhe zu schieben, als selbst Verantwortung zu übernehmen. Es ist einfach, ständig zu jammern und sich darüber aufzuregen, wie böse doch alles ist. Das hält uns aber nur davon ab, proaktiv unsere eigene Welt zu gestalten.
Es gibt keine von Menschen erschaffene Situation, die unveränderbar ist. Wenn wir aber sagen, dass wir sowieso nichts ändern können, dann treten wir unsere Macht an solche Menschen ab, die dann genau das tun, was uns nicht gefällt. Diese Leute haben also nur dadurch ihre Macht, weil wir sie ihnen geben.


Ich glaube, dass es möglich ist, die Welt in einen besseren Ort zu verwandeln. Das kannst Du dort machen, wo Du lebst. Du kannst sicherlich nicht alles direkt beeinflussen, aber das ist auch gar nicht nötig. Jeder von uns kann im Kleinen etwas bewegen und wenn andere Menschen Deinem Beispiel folgen, auch im Großen.

Ich erinnere Euch nur mal an die Montagsdemonstrationen in Leipzig Ende der 80er Jahre. Diese Menschen sind für ihr Ziel eingetreten und haben erreicht, was Sie sich ersehnt haben. Hätten sich alle Menschen mit ihrem Zustand abgefunden, wären Mauerfall und Wiedervereinigung nie passiert. Gandhi hat durch sein Engagement die gesamte britische Regierung in die Knie gezwungen – und das ohne Gewalt! Es ist vieles möglich. Das Problem ist dabei nicht, dass wir es nicht können, sondern dass uns oft die Vorstellung und der Glaube daran fehlen. Viele von uns würden sich vermutlich erschrecken, wenn sie sich plötzlich ihrer Möglichkeiten bewusst würden.

Nelson Mandela hat es mal sehr treffend auf den Punkt gebracht:
„Unsere tiefste Angst ist es nicht, dass wir der Sache nicht gewachsen sein könnten. Unsere tiefste Angst ist, dass wir unmenschlich mächtig sind. Es ist unser Licht, dass wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit. Wir fragen uns: Wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend, hinreißend, begnadet und phantastisch sein darf? Aber wer bist du denn, dass du es nicht sein darfst? Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst, dient das der Welt nicht. Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du dich begrenzt, damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen. Du wurdest geboren, um die Ehre Gottes zu verwirklichen, die in uns ist. Sie ist nicht nur in einigen von uns - sie ist in jedem Menschen. Und wenn wir unser Licht erstrahlen lassen, geben wir unbewusst auch den anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun. Wenn wir uns von unserer Angst befreit haben, wird unsere Gegenwart ohne unser Zutun andere befreien.“

Anmerkung: Der von Nelson Mandela bei seiner Antrittsrede 1994 verwendete Text ist ein
Ausschnitt des Buches „Rückkehr zur Liebe“ von Marianne Williamson.


Foto © : Sabine Meyer / PIXELIO